Unter dem Motto „Streit Ohne Stress“ werden am Sankt-Adelheid-Gymnasium seit dem Schuljahr 2011/2012 Konflikte zwischen Schülerinnen von ausgebildeten Mitschülerinnen geschlichtet. In der zweiten großen Pause in Raum 120 stehen den Schülerinnen die Streitschlichterinnen zum Gespräch zur Verfügung. Offen gehen wir am SAG auf unsere Schülerinnen zu und arbeiten durch unterschiedliche Präventionsmaßnahmen daran, unsere Mädchen auf dem Weg zu selbstbewussten Menschen zu begleiten. Die Streitschlichtung ist in diesem Kontext ein wichtiger Baustein, denn es kommt nicht darauf an, sich nicht zu streiten, sondern sich so zu streiten, dass die Würde des Anderen gewahrt bleibt.

Aktuelles aus dem Schuljahr 2022/2023

An unserem 6. und letzten Ausbildungstag der neuen Streitschlichterinnen-Gruppe, dem 21. März 2023, überreichten wir den Mädchen die wohlverdienten Zertifikate über die abgeschlossene Ausbildung, die die Schülerinnen freudig in Empfang nahmen (vgl. Foto).

Begonnen hatte die Ausbildung am Freitag, dem 2. September 2022 mit dem Kennenlernwochenende, zu dem sich 16 neu auszubildende Streitschlichterinnen mit uns Trainerinnen, Frau Forstbauer und Frau Römer, vor der großen Turnhalle trafen. Nachdem die Nachtlager aufgebaut waren, versammelten wir uns im Meditationsraum zu einer ersten Kennenlernrunde mit spielerischen und kooperativen Übungen aller Art. Die Schülerinnen, die aus allen vier neunten Klassen stammen, lernten sich dabei besser kennen und dachten über die Frage nach, was für sie ein „Konflikt“ ist. Dank der Hilfe einer erfahrenen Schlichterin aus der Q2 konnten die Schülerinnen den Ablauf einer Schlichtung innerhalb eines Rollenspiels verfolgen, bei dem wir Trainerinnen die Streitenden spielten. Während des Spiels schaute auch unser Schulleiter Herr Oldeweme in Raum 120 vorbei, um seiner Freude Ausdruck zu verleihen, dass die Schule auch am Wochenende mit Lernen und Leben erfüllt ist. Dem gemeinsamen Pizzaessen folgte ein Abendprogramm, das mit Verstecken und Suchen im dunklen Schulgebäude und Volleyballspielen in der Turnhalle bis nach Mitternacht ausgefüllt war. Am nächsten Morgen gab es nach dem Frühstück mit frischen Brötchen eine erste Lerneinheit mit dem ersten Schritt des Leitfadens, den die Schülerinnen bis zum Ende der Ausbildung kennenlernen und einüben werden (Bensberger Mediations-Modell). Die kooperative Übung „Wer baut den höchsten Turm?“ mithilfe von Spaghetti, Klebeband und Marshmallows forderte am Ende die Gruppen noch einmal zum gemeinsamen Denken und Tun heraus, Dinge, die in der Streitschlichtung auch von großer Bedeutung sind. Der obligatorische Fototermin mit der selbstauslösenden Kamera von Frau Forstbauer durfte auch diesmal nicht fehlen. Es war ein schönes Wochenende mit der richtigen Mischung aus Kennenlernen, Übungen, Spielen, Lerneinheiten – das fanden sowohl die Schülerinnen als auch wir Trainerinnen.

An weiteren 6 Schultagen zu je 6 U-Stunden, die sich auf die Monate zwischen den Herbst- und den Osterferien verteilten, vermittelten wir den Schülerinnen anschließend wesentliche Haltungen, Methoden und Techniken zur Gesprächsführung sowie die Schritte des Leitfadens für ein Schlichtungsgespräch, so dass die Mädchen nun dazu in der Lage sind, Schlichtungen eigenständig zu moderieren.

Zum gleichen Zeitpunkt – also direkt vor den Osterferien – verabschiedeten wir mit Bowling und anschließendem Pizzaessen die „alten Häsinnen“ aus der Q2, die die Streitschlichtung in den letzten drei Jahren und durch die schwere Coronazeit am Leben erhalten haben. Diesen Schülerinnen – Chaimaa Boudraa, Emilia Irion, Emma Korte, Lilien Krämer und Alexandra Sack – möchten wir hier noch einmal ganz herzlich für ihr Engagement danken.

Grundlagen und Ausbildung

Der Aufbau einer konstruktiven Konfliktkultur ist ein wesentliches Element des Zusammenlebens in der Schule. Im SAG arbeiten Frau Forstbauer, Frau Römer und Frau Annerbo nach dem Bensberger Mediations-Modell, das besonders auf die Situation in der Schule abgestimmt ist.

Besonderheiten des Bensberger Mediations-Modells (BMM):

Im BMM findet nicht nur die Intervention, also das eigentliche Schlichtungs- oder Konfliktgespräch, sondern auch die Prävention – die Vorbeugung – Berücksichtigung. Diese Besonderheit des Modells ermöglicht es Schulen, den Umgang mit Konflikten schon ab der Stufe 5 zu vermitteln und einzuüben. Darüber hinaus unterscheidet sich das Schlichtungsgespräch in diesem Modell von anderen Modellen, da der wichtigste Schritt in einer Mediation – das Einfühlen in die Erlebnis- und Gefühlswelt des/r Streitpartners*in – konkret umgesetzt wird. Dies bedeutet, dass der Perspektivwechsel auch im Raum durch einen Wechsel des Platzes vorgenommen wird. So kann dieser schwierige Schritt auch von jüngeren Schülerinnen leichter bewältigt werden.

Ausbildung und Betreuung von Streitschlichterinnen:

Eine unserer Hauptaufgaben liegt in der Ausbildung von Schülerinnen zu Streitschlichterinnen und ihrer Betreuung während ihrer aktiven Phase. Seit 2010/11 bilden wir in jedem Schuljahr 12-16 Schülerinnen der Stufe 9 an einem Kennenlern-Wochenende und in sechs Ausbildungstagen à sechs Stunden zu Streitschlichterinnen aus. Dabei erhalten die Schülerinnen eine Grundausbildung im Bereich der Gesprächsführung mit den Schwerpunkten offene und verdeckte Kommunikation, Gefühle erkennen und benennen, aktives Zuhören, Ich-Botschaften, Eisbergmodell, Eskalationsstufen usw. Der zentrale Bestandteil der Ausbildung ist das Rollenspiel, in dem die oben genannten Grundlagen anhand der Schritte der Schlichtung — Einleitung, Problemerhellung, Problemlösung und Vereinbarung — immer wieder geübt werden. Anschließend sind die Schülerinnen befähigt, Konfliktgespräche vor allem jüngerer Schülerinnen eigenständig zu begleiten und sie bei der Suche nach Lösungen zu unterstützen. In dieser aktiven Phase der Schülerinnen treffen wir Kolleg*innen uns regelmäßig mit ihnen, um Streitfälle, die vorgekommen sind, zu reflektieren und die Schlichterinnen in ihrer Arbeit zu beraten und zu unterstützen. In sehr schwierigen Fällen oder größeren Gruppen übernehmen wir u. U. selbst das Schlichtungsgespräch.

Aktivitäten im Bereich der Prävention:
Soziales Lernen

Ein zweites wesentliches Standbein der Schulmediation ist das Soziale Lernen in der Stufe 5. Hier orientiert sich der Ablauf grundsätzlich an den Phasen der Gruppendynamik, dem Forming, Storming, Norming und Performing. Unser Programm fußt dabei auf dem Programm „Anders Streiten“ des BMM und beinhaltet bereits Aspekte der Gesprächsführung sowie eine kleine Streitschlichtung für Schülerinnen in Eigenregie, das Hosentaschenbuch. Hinzu kommt der Klassenrat, der als ein wesentliches Instrument der Prävention ein- und möglichst regelmäßig durchgeführt wird. Frau Forstbauer und Frau Römer bieten den Klassenleiter*innen-Teams der Stufen 5 und 6 zu den genannten Aspekten interne Fortbildungsmodule an. Hierbei geht es zum einen um die Festigung der Inhalte und Abläufe, aber auch um den Austausch der Klassenleiter*innen-Teams über die Situation in der eigenen Klasse.

Classroom Management

Seit 2019 beschäftigt sich das Kollegium des SAG intensiv mit dem Classroom-Management (CRM), das Lehrpersonen vielfältige Anregungen zum Umgang mit Klassen, aber auch mit der Unterrichtsgestaltung gibt. Das Classroom Management lässt sich ideal mit dem Sozialen Lernen verbinden und daher haben wir Schulmediatorinnen bedeutsame Aspekte dieses Ansatzes in unsere internen Fortbildungen integriert.

Aktivitäten im Bereich der Intervention:
Arbeit mit Klassen und Mobbing

Daneben arbeiten wir an einzelnen Tagen auch mit ganzen Klassen. Hierbei geht es darum, den Schülerinnen in einem geschützten Raum die Möglichkeit zu geben, die Situation in ihrer Klasse und den Umgang miteinander zu thematisieren und z. B. nach Methoden der Mediation zu bearbeiten. Zudem ist Frau Forstbauer zurzeit Ansprechpartnerin für Mobbing. Hier geht es um eine behutsame Betreuung der betroffenen Schülerin und ebenfalls um Arbeit mit Teilen der Klasse, denn Mobbing in einer Schulklasse kann nur dort bearbeitet und aufgelöst werden. Natürlich gibt es bei diesen Interventionen eine enge Zusammenarbeit mit dem/r Klassenlehrer*in und auch mit Eltern.