„Dann machen wir doch einfach Schluss mit dem Krieg“ – Mit Feingefühl und überzeugender Darstellung bringt der Literaturkurs der Q1 die Anti-Kriegs-Parabel „Picknick im Felde“ von Fernando Arrabal auf die Bühne

„Dann machen wir doch einfach Schluss mit dem Krieg“. Wenn es so einfach wäre… Der Soldat Zapo, vielschichtig interpretiert von Carolin, erhält an der Front überraschend Besuch von seinen Eltern, die ihn zu einem „Picknick im Felde“ einladen. Was für ihn das Schlachtfeld ist, scheint für seine Eltern eine grüne Idylle, in der es sich prima picknicken lässt. Sie tischen Wein und Speisen auf, fragen ihren Sohn munter, wie es ihm geht, Musik wird aufgelegt, es wird getanzt. Leonie als Zapos Mutter und Elenor als sein Vater verkörpern gekonnt die beiden Kleinbürger, die um keinen Kommentar verlegen sind und ihre Ansichten zum Krieg im Allgemeinen und der Notwendigkeit, auch im Felde regelmäßig die Zähne zu putzen, unbekümmert hin- und herbewegen.

Da erscheint auf einmal Zepo, ein feindlicher Soldat, überzeugend gespielt von Katja. Zuerst nimmt Zapo ihn fest und fesselt ihn, nach und nach aber werden Zepo die Stricke um Arme und Beine wieder gelöst und er wird freundlich in die Picknickidylle integriert. Immer deutlicher kristallisiert sich heraus: die beiden Soldaten haben sehr viele Gemeinsamkeiten. Den Sinn, warum sie gegeneinander kämpfen müssen, verstehen sie gar nicht. Die ganze Absurdität der Szenerie kulminiert in der Enttäuschung des von Mia gespielten Sanitäters, der nach einem Bombenangriff gar keine toten Soldaten abtransportieren kann. Weder Zapo noch Zepo können ihm da weiterhelfen. Und da platzt es irgendwann aus dem Vater heraus: „Dann machen wir doch einfach Schluss mit dem Krieg“. Aufbruchsstimmung und Freude machen sich breit und zur Musik tanzen sie diesmal alle vier, die Eltern gewohnt leichtfüßig, die beiden Soldaten etwas dumpf-stampfend, aber miteinander.

Fernando Arrabals Anti-Kriegs-Parabel wäre aber keine, wenn es so einfach wäre.

Im Feuer eines plötzlichen Bombardements kommen alle vier um und der Vorhang schließt sich. Das Stück ist zu Ende.

Nein, eine Szene folgt noch: das Feld ist menschenleer, überall liegen Blumen aus Krepppapier. Gebastelt von Zepo. Eine für jeden toten Soldaten.

Mit mulmigem Gefühl bleiben die Zuschauenden zurück. Und es wirkt ein Vers von Bertolt Brecht nach, der im Begleitpapier zur Aufführung nachzulesen ist: „Wirklich, ich lebe in finsteren Zeiten“.

Wir danken den Schülerinnen und ihrer Spielleiterin Frau Haverkamp sehr herzlich für diesen Theaterabend, der die auch aktuell sehr dringende Frage aufwirft: Warum machen wir nicht einfach Schluss mit dem Krieg?

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