„Beethoven. Welt. Bürger. Musik“ – Exkursion des Musikkurses der Q2 in die Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn (17. Dezember 2019 bis 26. April 2020)

Nicht nur im Jahr seines 250. Geburtstags kommt man in Bonn an Ludwig van Beethoven nicht vorbei, aber in diesem Jahr wird ihm auch hier besondere Aufmerksamkeit gewidmet: Konzerte und Ausstellungen sind in aller Munde, die Neueröffnung der Dauerausstellung des Beethovenhauses, seinem Geburtshaus, sind, wie die große Ausstellung zu Leben und Werk in der Bundeskunsthalle, bedeutende Höhepunkte des Beethovenjahres 2020. Grund genug sich in diesem Jubiläumsjahr auch im Unterricht des Musikkurses der Q2 intensiver mit seinem Leben und seinem Werk auseinanderzusetzen. Daneben legten wir einen besonderen Schwerpunkt auf die musikalische Analyse seiner Stücke, allen voran seine Sinfonien, an denen man besonders gut seine kompositorische Entwicklung und seine Suche nach neuen musikalischen Wegen erkennen kann. Beethoven war nicht nur musikalisch ein revolutionärer Geist, seine politisch-revolutionäre Einstellung spiegelt sich auch in seiner Haltung gegenüber der Gesellschaft, besonders dem Adel.

Zum Abschluss unserer Unterrichtsreihe unternahmen wir am 24. Januar 2020 eine Exkursion zur Beethovenausstellung in der Bundeskunsthalle. Hier bot sich die einmalige Gelegenheit, unser gesammeltes Wissen anhand von nur selten zu sehenden Objekten aus aller Welt anschaulich zu festigen. Im Voraus fragten wir uns, wie die Ausstellungsmacher Beethoven als Person und vor allem sein umfangreiches musikalisches Werk wohl ausstellen würden – immerhin ist die Ausstellung von Musik und damit von Klang eine besondere Herausforderung auch für erfahrene Ausstellungsmacher.

Bei unserer Exkursion wurden wir von einem jungen Kunsthistoriker durch die Ausstellung geführt, der uns zahlreiche anekdotische Begebenheiten aus Beethovens Leben erzählte. Beginnend mit seinen Jahren in Bonn, seiner Familie und seinen Freunden, zu denen er teilweise zeit seines Lebens Kontakt hielt, erfuhren wir viel über den Lauf seines Lebens. In Bonn wurde er u. a. von seinem Vater zum Musiker ausgebildet, spielte – wie schon sein Vater und sein Großvater − in der kurfürstlichen Hofkapelle, genoss aber auch die bürgerlichen Freiheiten unter dem aufgeklärten Kurfürsten Maximilian Franz. Der Gedanke der Freiheit ist es denn auch, der ihn zu dem großen revolutionären Musiker und Weltbürger machte, der dann später in Wien zu einem der bedeutendsten und auch finanziell erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit wurde.

Die Ausstellung zeichnet die Stationen von Beethovens Leben nach. Durch die zweite Reise nach Wien 1792 geriet Beethoven dort aufgrund der politischen Umstände im Rheinland zunächst unfreiwillig ins Exil. Der einsetzende Erfolg machte ihn aber auf Dauer zu einem Bürger der habsburgischen Hauptstadt. Immer wieder begegnete er zahlreichen berühmten Zeitgenossen, so z. B. 1812 Johann Wolfgang Goethe in Teplitz. Ein Schwerpunkt der Ausstellung lag auf den Entstehungs- und Aufführungsbedingungen seiner zahlreichen Werke, die immer wieder auch Auftragsarbeiten für den Adel waren und dennoch das musikalische Genie Beethovens deutlich zeigten. Auch der Verlauf und die Auswirkungen seiner Krankheiten, von denen die Taubheit sicherlich die nachhaltigsten Folgen hatte, waren für sein Leben und die Entwicklung seines Werkes prägend.

Denn trotz der ab 1801 einsetzenden Taubheit, die bis 1818 wahrscheinlich zum völligen Verlust seiner Hörfähigkeit führte, schrieb Beethoven fast sein gesamtes bekanntes Werk in Wien, so auch die 1804 abgeschlossene 3. Sinfonie ›Eroica‹, die er ursprünglich als ›Sinfonia grande, intitolata Bonaparte‹ Napoleon widmen wollte. Beethoven radierte die Widmung aus, nachdem Napoleon sich 1804 selbst zum Kaiser gekrönt hatte. Das Originalmanuskript, auf dem die Radierspuren noch zu sehen sind, wurde in Bonn ebenso ausgestellt wie viele weitere Werke Beethovens. Sie waren nicht nur in Form von Notenhandschriften und anderen Objekten der Entstehungszeit zu sehen, sondern auch an Hörstationen zu erleben.

Auch die bis heute andauernde Bedeutung seiner Musik als Teil der Weltkultur wurde zum Thema: Den Abschluss der Ausstellung bildete eine Abteilung über die 9. Sinfonie. Die handschriftliche Fassung der Sinfonie wurde 2018 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt und ist nun ebenfalls im Original in Bonn zu sehen. Am Ende der Ausstellung war die berühmte ›Ode an die Freude‹ aus dem letzten Satz der 9. Sinfonie als offizielle Hymne der Europäischen Union zu hören. Eine eindrucksvolle Reihe von Konzertfotografien von der Aufführung dieses Satzes der 9. Sinfonie bei Konzerten in aller Welt zeigte, welche große Bedeutung Beethoven und sein Werk für Menschen weltweit hat. Die Ausstellung hat all das sehr gelungen und bereichernd für Besucher jeder Altersklasse präsentiert und auch bei uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen.