Mehr im Jetzt kann Theater nicht sein – 13 Schülerinnen des ehemaligen Literaturkurses der jetzigen Stufe Q2 präsentierten mit ihrem Stück „infiziert.“ eine eindringliche Bestandsaufnahme der Gegenwart

Wie Gegenwartstheater über die Pandemie gelingen kann, zeigte die Theatergruppe der Q2 mit ihrem Stück „infiziert.“, das am Samstagabend auf der Open Air Bühne vor unserem Schulgebäude präsentiert wurde. Die Szenengestaltung folgte der Handlung von Albert Camus‘ Roman „Die Pest“ (1947), der den Verlauf der Pestseuche in der nordafrikanischen Kleinstadt Oran beschreibt. Einige tote Ratten und ein paar harmlose Fälle einer unbekannten Krankheit sind der Beginn einer schrecklichen Pestepidemie, die eine ganze Stadt in den Ausnahmezustand bringt, sie von der Außenwelt abschottet und viele Todesopfer fordert.
Die Schülerinnen blieben nah am Text der epischen Vorlage des französischen Schriftstellers, mit aktuellen Bild- und Videoprojektionen auf der Leinwand des Bühnenhintergrundes war Covid 19 jedoch dauerpräsent. So konfrontierten Parallelen zwischen Romanhandlung und der gegenwärtigen Realität die Zuschauer über eine Stunde mit allen Phasen der Coronapandemie. Anfängliche Verharmlosung und Verdrängung, zunehmende Besorgnis, zögerliche bis resolute Maßnahmen, Schmerz, Leid und Hoffnungslosigkeit, Wut und Kritik wurden sichtbar und spürbar – in jeder Phase überzeugend dargestellt durch das engagierte Ensemble. Nie war ein Literaturkurs mit seiner Theaterarbeit so nah dran am Zeitgeist unseres aktuellen Lebens.
Am Ende des Romans ist es, als hätte die Pest an Kraft verloren. Die Stadttore werden wieder geöffnet und nach langer Isolation können die Bewohner wieder hinaus. Die Schülerinnen projizierten den Textauszug übergroß auf die Leinwand und tanzten davor – das befreite Strahlen in ihren Gesichtern hoffnungsfroh.
Die Aufführung war eigentlich bereits für das letzte Schuljahr geplant, kam aber aufgrund der Pandemie nicht zur Aufführung. Dem unermüdlichen Einsatz der Schülerinnen der Stufe Q2 und ihrer Spielleiterin Kristina Haverkamp ist es zu verdanken, dass – trotz Wechselunterrichts und Distanzlernens – die Premiere nun mit Verspätung nachgeholt werden konnte. Standing Ovations waren der Lohn für dieses Engagement und Zeichen der Dankbarkeit für ein beeindruckendes, kulturelles Highlight. Denn auch für viele Zuschauerinnen und Zuschauer war dies der erste und lang ersehnte Theaterabend seit vielen Monaten.

Bilder der Aufführung finden Sie hier in der Bildergalerie.