Die Erlebnispädagogik ist ein umfassender, geradezu ganzheitlicher Leitgedanke, der gemäß unserem Schulprogramm besonders in unseren Fahrten umgesetzt wird und auf den sich seit Ende 2016 unser Fahrtenkonzept zunehmend ausgerichtet hat. Schon lange gab es erlebnispädagogische Elemente in einzelnen Fahrten, wie beispielsweise in unserer Kletterfahrt, früher nach Wissen, später nach Hellenthal.

Die bilinguale Klasse der Stufe 9 erlebt durch den echten Austausch mit unserer Partnerschule in Grantham Land, Sprache und Kultur Großbritanniens und die Herausforderung sich während der Fahrt in die Gastfamilie einzufügen, zuvor jedoch die Partnerschaft mit der englischen Gastgeberin aufzubauen und diese hier während einer Woche bereits Ende der Jahrgangsstufe 8 zu betreuen.

Um allen übrigen (nicht-bilingualen) Klassen das gleiche Angebot, nämlich das einer erlebnispädagogischen Skifahrt machen zu können, entwickelten wir für die Stufe 9 im Schuljahr 2016/17 ein Konzept, bei dem wir mit allen nicht-bilingualen Klassen für sechs Tage in Selbstversorgerhäuser im Kleinwalsertal fahren, die uns die Möglichkeit bieten im Klassenverband zu leben: z. B. zu kochen, zu essen, die Abende gemeinsam mit den Klassenlehrern und Klassenlehrerinnen und einer begleitenden Sportlehrerin zu gestalten. Da die Schülerinnen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern alleine, d. h. ohne den/die in Jugendherbergen üblichen Jugendherbergsvater/mutter, im jeweiligen Haus wohnen, muss jeder Handgriff durch die Gruppe geplant, veranlasst und getan werden. Es gibt vom ersten Verstauen der Lebensmittel und dem Einrichten der Zimmer, über Dienste für die Gemeinschaft (Küchen-, Stuben, Sanitärdienst, Befeuerung des Ofens, Müllversorgung etc.) täglich viel zu tun. Dies führt zu einer höheren Identifikation mit dem Ort und der gesamten Unternehmung, ist jedoch zunächst gewöhnungsbedürftig. Rücksichten müssen genommen werden und die Fahrt endet erst, wenn das Haus gemeinsam wieder in den Ursprungszustand versetzt wurde.

Im Fall der Alpenwaldhütte erfordert der Aufstieg zum Haus nachmittags und der Abstieg morgens Energie, dafür ist man auf 1450m Höhe unter sich. Die Häuser im Tal, Gemsenhütte und CVJM Heim sind bequemer zu erreichen, erfordern jedoch von den Gruppen Rücksichtnahme auf die Nachbarn (Walser Höfe und Wohnhäuser), da wir dort in einer durch die einsame Bergregion geprägten Dorfgemeinschaft zu Gast sind. So macht sich jede Klasse erfahrungsgemäß ihr Haus zu eigen und findet eigene Regeln für das Zusammenleben speziell in „ihrem“ Haus mit „ihrer“ Klasse. 
    
Die Tage werden in der winterlichen Natur verbracht, wobei es hierbei aus sportdidaktischen Gründen eventuell zur Mischung der drei Parallelklassen kommen kann. Diese werden ohnehin im darauffolgenden Schuljahr ab der Einführungsphase als eine Jahrgangsstufe unterrichtet und können daher im Skiunterricht, der von den Sportlehrerinnen und vier qualifizierten Studentinnen und Studenten geleitet wird, bereits gemeinsam lernen.

Gemäß unserem Konzept liegen besondere Chancen im außergewöhnlichen Natur – und Umwelterlebnis mit den besonderen Herausforderungen (Höhe, Schnee und Kälte). Die Schülerinnen erfahren, dass Natur erleben und bewahren im Einklang stehen (Umweltpädagogik). Zumutungen im positiven Sinne (Ausbildung zu verantwortungsvollen und rücksichtsvollen Skifahrerinnen, Prinzip: challenge by choice) werden gewagt und nicht zuletzt bedeutet die Selbstversorgung eine Herausforderung für die Gruppe und jede einzelne Schülerin. In unserem so gestalteten Schulskikurs kann es also nicht nur um das individuelle Erlernen bestimmter Techniken des Skisports gehen, vielmehr soll das Skifahren Bestandteil eines Gruppen-, Natur- und Bewegungserlebnisses sein.
Die gemeinsamen Aktivitäten, Abenteuer und Erlebnisse stärken das Gruppengefühl und die Klassengemeinschaft und halten für die Einzelne die Möglichkeit bereit aus der jeweils eigenen Komfortzone zu treten und ihre Erfahrungen zu erweitern. Vielfältiges, freudvolles Erleben und Bewegen in der freien Natur, fern von schulischen Zwängen, steigert zudem das Wohlbefinden und weckt auch Interesse und Verständnis für den Schutz der Natur.

So ist eine fächerübergreifende Vorbereitung der Klassenfahrt ein weiterer sinnvoller Bestandteil: Sportunterricht bereitet durch Skigymnastik konditionell vor und thematisiert Sicherheit beim Skifahren, Klassenleitung und Skiteam bereiten die Selbstversorgung vor und legen die Übernahme von Verantwortung für die Gruppenaktivitäten an. Das Thema „Lebensraum Alpen“ im Biologie- / Erdkundeunterricht schließlich bereitet die Auseinandersetzung theoretisch vor.

Die Erfahrungsberichte unserer Schülerinnen über die Jahre lassen uns diese Fahrt, die im Schuljahr 2016/17 als Fahrtenprogramm für die nicht-bilingualen Klassen durch die Schulkonferenz genehmigt wurde, sehr gerne durchführen